
No. 8 – das Betthupferl aus Folge #8
31. Dezember 2024
No. 10 – das Betthupferl aus Folge #10
20. Januar 2025No. 9 - Das Betthupferl aus Folge #9
Von Christian Topel
„Ok, Sportsfreund“, sagt Karin und fuchtelt beim Sprechen mit ihrem Zeigefinger vor Sebastians Gesicht herum wie eine Florettfechterin vor dem finalen Stoß
„Ich weiß nicht, WAS du geraucht hast und ich frage mich, wie zur Hölle du an einem Mittwochvormittag auf die unverantwortliche, ja komplett verblödete, Idee gekommen bist, dir einen Joint reinzupfeifen – aber das geht gar nicht! Wir sind doch keine 20 mehr!"
Snørre öffnet Sebastians Mund, um zu einer Erwiderung anzusetzen, aber Karin versiegelt ihm blitzschnell mit ihrem Fingerflorett die Lippen.
"Ist das wirklich zu viel verlangt? Die Kinder abholen, ihnen was zu Essen machen, ihnen bei den Hausaufgaben helfen – nichts davon ist eine Raketenwissenschaft. Millionen von Frauen schaffen das tagtäglich, ohne Zwischenfälle, ohne herumzuheulen, vor allem, ohne Drogen zu nehmen. Aber du?“, keift Karin und setzt dem ängstlich zurückweichenden Plappergeist im Körper ihres Mannes das Florett an die Brust, "Du stellst das ganze Haus auf den Kopf, ziehst dir irgendein Kraut rein und drehst völlig durch.“
Karin stemmt die Häne in die Hüften. Wäre das eine Szene aus einem Cartoon, denkt Snørre, würde sie mit den Hufen scharren, aus Nase und Ohren rauchen und dröhnen wie eine auf Volldampf beheizte Dampflok. Doch leider befindet sich Snørre nicht in einem Cartoon. Dies ist die harte, ungeschönte Realität eines Ehelebens. Kein Wunder, dass man dieses Konzept in der Geisterwelt abgeschafft hat ...
Er unternimmt einen zweiten Versuch, zu Wort zu kommen. Doch Snørre hat noch nicht einmal richtig Atem geholt, da grätscht im Karin auch schon dazwischen.
„Ich bin noch lange nicht fertig, Herr Brettschneider! Da brauchst du mich auch gar nicht so treudoof aus deinen zugekifften Augen anzuschauen. Wir hatten das groß und breit besprochen. Ich behalte den Job, du schmeißt hier den Laden. Ich muss mich auf dich verlassen können, während ich mich in der Kanzlei abrackere, und …“
Das hatte sich Snørre einfacher vorgestellt. Der ganze Auftrag entglitt völlig seiner Kontrolle. Auf so ein Szenario hatte ihn niemand vorbereitet. Ganz im Gegenteil.
„Zum Einstand ein ganz einfacher Auftrag“, hatte der Rat angekündigt. Ein leicht zu knackender Kerl, eine harmlose Familie, quasi Wachs in seinen Plappergeist-Händen, Friede, Freude, Eierkuchen. Doch vom ersten Wort an hatte er nur Chaos verursacht. Eigentlich sollte ER, Snørre, diesen Sebastian rundschleifen. Ihn zuerst zu einem lauteren Mann machen, dann für höhere Aufgaben vorbereiten. Doch nun wurde ER rundgemacht, von dieser angeblich ach so friedfertigen Karin.
Meine Güte, war die in Rage. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie ihrem Gatten gleich ein Auge ausstechen. Und diese angeschwollene Halsschlagader, huiuiui, wenn die platzt, dann haben wir hier aber erst Recht eine Sauerei.
Also, reiß dich zusammen, denkt Snørre, und strafft seine, soll heißen, Sebastians Schultern. Dann setzt er kurzerhand über.
Augenblicklich verstummt Karin. Sebastian glotzt verwirrt, verzweifelt, geradezu erbarmungswürdig aus der Wäsche. Gut so, denkt Snørre und atmet tief durch. Vielleicht hält er jetzt mal kurz die Klappe und unternimmt keinen Fluchtversuch. Versuchen wir ein letztes Mal, die Mission in geordnete Bahnen zu lenken.
"Bitte", fleht Snørre und versucht, so wenig nach Karin zu klingen wie nur irgend möglich, "hör mir jetzt einfach mal 5 Minuten ruhig zu.“